Inside Partnerschaften2030

Was haben Gleichberechtigung der Geschlechter und Multi-Akteurs-Partnerschaften (MAP) gemeinsam? Beide Ansätze gehen von dem Grundverständnis aus, dass transformativer Wandel nur gelingen kann, wenn alle Akteur*innen gleichberechtigt teilhaben können. MAP sind besonders vielversprechend, um zu Geschlechtergleichberechtigung beizutragen und wiederrum sind feministische Ansätze ausschlaggebend, um wahrlich gleichberechtigte Partnerschaften zu gestalten. 

Die Methode MAP öffnet den Raum für Positionen und Sichtweisen diverser Akteur*innen aus unterschiedlichen Bereichen und fordert die aktive, gleichberechtigte Gestaltung von Partnerschaften. Der Anspruch soll sich bestenfalls in gemeinsamen Entscheidungsverfahren, gleichberechtigter Gremienbesetzung und einstimmig vereinbarten Umsetzungsprojekten wiederfinden. Aber auch eine reflektierte Auseinandersetzung mit Konflikten und Machtasymmetrien haben in dieser Methode einen Platz. Sie sind sogar ausschlaggebend für eine wertschätzende, reflektierte und respektvolle Zusammenarbeit, die auf Vertrauen, Kommunikation und gemeinsames Verständnis baut. 

Ressourcen wie finanzielle Beiträge und politische Macht werden als ebenso wertvoll eingestuft wie Zeit, Wissen und Engagement und gehen idealtypisch nicht mit mehr Einflussnahme einher.  

Das Ziel von Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben, um gerechte und starke Gesellschaften zu gestalten. Dafür braucht es alle – unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder anderen Diskriminierungsmerkmale, die untereinander verwoben sein können. Echte Gleichberechtigung ist bisher noch in keinem Land weltweit der Fall. Die feministische Entwicklungspolitik des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), sowie die feministische Außenpolitik des Auswärtigen Amtes (AA) fordern gleichberechtigte Rechte, Ressourcen und Repräsentanz von Frauen in all ihrer Diversität und stehen seit seinem Jahr dafür ein. Denn nur wenn alle Menschen gleichberechtigt teilhaben, ihr Wissen in Entscheidungen und Ausgestaltungen einbringen können, können Lösungen gefunden werden, die ausgewogen und fair sind.   

MAP fördern eine Grundhaltung, die auf gleichberechtigte Teilhabe setzt. Als Format für die Bearbeitung von Gleichberechtigung der Geschlechter, sowie als Raum für die gleichberechtigte Gestaltung, aber auch das Gender Mainstreaming in Partnerschaften zu diversen Themen der Agenda2030. 

Das Generation Equality Forum ist die globale Multi-Akteurs-Partnerschaft zur Erreichung von SDG5. Die MAP wird von UN Women koordiniert und bündelt das Potential für Gender Aktivitäten von Akteur*innen weltweit. Deutschland bringt sich in führender Rolle in die Arbeitsgruppen zu wirtschaftlicher Gerechtigkeit und Rechte, körperlicher Selbstbestimmung und sexueller reproduktiver Gesundheit und Rechte sowie Geschlechtsbasierter Gewalt ein.  

Die Global Alliance for Care setzt sich international für innovative politische Forderungen zur Transformation von Sorge- und Pflegearbeit ein, da die geschlechterungerechte Verteilung ein zentrales Hindernis für die wirtschaftliche Stärkung von Frauen und Gesellschaften allgemein ist. Die MAP wurde vom National Institute of Women in Mexico (INMUJERES) und UN Women im Zusammenhang des COVID-19 bedingten drastischen Anstiegs von Pflege- und Sorgearbeit als thematisch erste globale Initiative dieser Art initiiert. Deutschland ist ebenfalls Mitglied. 

Auch die Global Financing Facility ist eine entlang von MAP-Charakteristiken groß angelegte Initiative zur Schließung des Finanzierungsdefizits für Gesundheit und Ernährung von Frauen, Jugendlichen und Kindern. Bundesministerin Svenja Schulze kündigte Ende letzten Jahres einen Beitrag von weiteren 25 Mio. Euro als erneute Unterstützung für den weltweiten Gesundheitsfonds an.  

Die Auseinandersetzung mit Geschlechtergerechtigkeit ist auch für MAP relevant, die an den unterschiedlichsten entwicklungspolitischen Herausforderungen arbeiten. Denn, so gut wie kein Sektor oder Bereich ist frei von gesellschaftlichen geschlechtsspezifischen patriarchalen Normen sowie Stereotypen. Jedes Handeln hat damit eine Wechselwirkung und Auswirkung auf Diskriminierung und Unterdrückung entlang von Geschlecht und anderen Merkmalen. Viele MAP setzen sich damit auseinander und zeigen starkes Engagement. 

Der UN Global Compact, eine MAP für eine inklusive nachhaltige Weltwirtschaft, hat die Initiative Forward Faster initiiert und u.a. Gender Equality auf die Agenda gesetzt. Unternehmen können sich explizit zu Geschlechtergleichstellung auf allen Ebenen und gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit bekennen.  

Im Bündnis für nachhaltige Textilien engagieren sich Akteur*innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft für faire Arbeitsbedingungen in textilen Lieferketten. Geschlechtergerechtigkeit ist ein Fokusthema der Initiative, da es häufig zu geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung gegenüber Arbeiterinnen im Textilsektor kommt. Das Bündnis wird außerdem seit Mitte letzten Jahres von einem Steuerungskreis geleitet, dem erstmals mehr Frauen als Männer angehören.  

Auch die MAP Cotton made in Afrika (CmiA), die sich für Standards für nachhaltig produzierte Baumwolle stark macht, hat Gender Mainstreaming im Blick. In ihrem Standard ist die Gleichberechtigung verankert, bspw. gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Zugang zu Ressourcen und Produktionsmitteln, sowie Mutterschutz. Außerdem gibt es konkrete Projekte, die sich an Frauen und Mädchen richten, u.a. ein Mädchenschulprojekt in Tansania in Kooperation mit Modemarken. 

Diese Beispiele zeigen das Engagement von MAP für Gleichberechtigung der Geschlechter, sowie das Potential von MAP zu Gleichberechtigung beizutragen. Eines steht fest: transformativer Wandel und nachhaltige Gesellschaften entstehen, wenn alle Akteur*innen gleichberechtigt teilhaben und agieren können. Dafür gilt es zu reflektieren, wie Diskriminierungen entstehen und diesen sozialisierten Denkmustern mutig und selbstkritisch entgegenzutreten. 

Denn: „It is not our differences that divide us. It is our inability to recognize, accept, and celebrate those differences.“ Audre Lorde 

[Kommentar von Jana Borkenhagen]

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