Am 21. November 2022 fand in Berlin die Netzwerk-Konferenz “Multi-Akteurs-Partnerschaften (MAP) zur Halbzeit der Agenda 2030 – Rückschau und Blick in die Zukunft” statt. Rund 70 Teilnehmende aus Staat, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft hatten dabei die Gelegenheit, sich in einer Reihe von interaktiven Formaten zu Themen und Fragestellungen rund um MAP und deren Rolle für die Umsetzung der Agenda 2030 auszutauschen. Im ersten Teil der Veranstaltung ging es darum, auf die letzten Jahre seit der Verabschiedung der Agenda 2030 zurückzublicken und zu diskutieren, wie MAP bislang zur Implementierung der Sustainable Development Goals (SDGs) beigetragen haben, welche Erfolgsfaktoren es gibt und welche Herausforderungen bestehen.

Impressionen von der Konferenz

Eröffnet wurde die Konferenz mit einer Rede der Parlamentarischen Staatssekretärin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Dr. Bärbel Kofler. In ihrer Rede ging sie auf die mangelnden Fortschritte bei der Umsetzung der Agenda 2030 ein und betonte die zentrale Rolle, die die MAP bei der Beschleunigung der Umsetzung spielen können.

Drei Kurzinterviews zu MAP

Anschließend wurden in drei Kurzinterviews die Stimmen verschiedener Akteursgruppen eingebracht. Dr. Torsten Freund, Global Battery Alliance (GBA), erläuterte die Relevanz von MAP für die Energiewende. Entschlossenes und gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sei dafür dringend notwendig. Frau Dr. Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende der feministischen Organisation FEMNET e.V. gab Einblicke in die vielfältigen Tätigkeitsbereiche des Vereins für die Rechte von Frauen. Neben der Durchführung von gezielten Projekten im Ausland und Bildungsarbeit sieht sie das Engagement in Partnerschaften und Netzwerken als zentralen Aspekt. Als dritter Interviewpartner sprach Ola Goransson, Sustainable Development Officer des Bereichs Outreach and Partnerships der Vereinten Nationen, Department of Economic and Social Affairs (DESA). Obwohl der Umsetzungsstand der SDGs noch nicht so fortgeschritten ist, bemerkte er, dass durch Partnerschaften wirkvolle Hebel entstehen, die es braucht, um Entwicklung voranzutreiben. Dabei haben sich Partnerschaftsplattformen, die systematisch die Privatwirtschaft, Regierungen, das UN-System und die Zivilgesellschaft zusammenbringen, als der effektivste Weg auf nationaler Ebene erwiesen.

Impressionen von den aufschlussreichen Interviews

Arbeit in Kleingruppen

In vier Kleingruppen zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen hatten die Teilnehmenden anschließend die Gelegenheit, sich tiefergehender mit einzelnen Aspekten von MAP im Kontext der Agenda 2030 zu beschäftigen.

In der Gruppe “Welche Beiträge können MAP zur Umsetzung der Agenda 2030 leisten?” ging es zunächst um den aktuell ungenügenden Umsetzungsstand der SDGs. Im Anschluss wurden relevante Aspekte zu den Beiträgen von MAP zur Umsetzung der SDGs thematisiert. Der Austausch beleuchtete unter Anderem das Einbeziehen aller relevanten Akteur*innen, die Auswahl passender Themenfelder und Ziele, die Ressourcenausstattung, Unterstützung durch höchste Hierarchieebenen der beteiligten Organisationen sowie die Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

In der Gruppe “Wie arbeiten wir zusammen? Chancen und Herausforderungen heterogener Akteursgruppen” wurde in Untergruppen zu den Aspekten „Lokale Akteur*innen in MAP“, „Augenhöhe in MAP“ und „Prozesse in MAP“ diskutiert. Dabei wurde die Beziehungsebene zwischen Menschen als elementar hervorgehoben und die Bedeutung von Vertrauen betont. Zudem wurden die Themen Macht- und Machtungleichgewichte erörtert.

In der Gruppe “Wie erfolgreich sind wir gemeinsam? Wirkungen von MAP” bestand Einigkeit darüber, dass MAP auf unterschiedlichen Ebenen als auch bei unterschiedlichen Zielgruppen ihre Wirkung entfalten. So stärkt das Instrument MAP in der Regel Transparenz, Vertrauen, Expertise und gemeinsames Lernen zwischen und bei den einzelnen Akteur*innen einer MAP (interne Wirkung). Eine MAP soll aber vor allem auch Wirkung im Partnerland und bei den Zielgruppen entfalten (externe Wirkung). Eine konkrete externe Wirkung von MAP sollte in vielen Fällen noch gestärkt oder skaliert werden. Bei der internen Wirkung hingegen, fehle es häufig an der Integration von aussagekräftigen Indikatoren. Zudem hoben die Teilnehmenden die Relevanz eines gemeinsamen, umfassenden Wirkverständnisses der Akteur*innen einer MAP hervor, wobei Tools wie das Wirkungsnarrativ unterstützen können.

In der Gruppe “Wie geht es in der MAP weiter? Dauer und Nachhaltigkeit von Partnerschaften” wurden Erfahrungen zu Rechtsformen, Finanzierungsmodellen und Governance-Strukturen in Partnerschaften erörtert. Es herrschte Konsens, dass MAP oftmals ohne „Enddatum“ operieren und die Notwendigkeit eines Fortbestands der Partnerschaft von der Zielsetzung der Akteur*innen abhängt – je umfassender das Ambitionsniveau, desto langfristiger ist die Kooperation angelegt. Ein weiteres Thema war der Übergang von einer staatlichen (Mit-)Finanzierung zu einer von Bundesministerien autarken Mittelakquirierung. Hierzu wurden verschiedene Rechtsformen eruiert.

Impressionen aus den Arbeitsgruppen

Die Zukunft im Blick

Im zweiten Teil der Konferenz richteten die Teilnehmenden ihren Blick schließlich in die Zukunft und stellten sich die Frage, was MAP bis 2030 noch tun können, um die Erreichung der ambitionierten Ziele der globalen Nachhaltigkeitsagenda noch stärker zu fördern. Zu Beginn richtete Sandra Retzer, Abteilungsleiterin bei der GIZ, sich an die Teilnehmenden. In ihrem Beitrag ging es um Faktoren für den langfristigen Erfolg von MAP, wie zum Beispiel die gemeinsame Entwicklung klarer Ziele, eine nachhaltige Ressourcenausstattung und stetiges Monitoring. Zudem erwähnte sie, dass die GIZ sich kürzlich mit ihrem Zielbild 2028 zu der verstärkten Arbeit in Partnerschaften von der Planung bis zur Implementierung von Projekten bekannt hat.

Mit diesem Ausblick begann die Fishbowl-Diskussion, bei der die Teilnehmenden im Wechsel ihre Meinungen und Erfahrungen zu verschiedenen Fragen zu MAP und dem Weg bis 2030 teilen konnten. Dabei wurde unter anderem besprochen, welche Beiträge MAP im Kontext des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) leisten können und welche Strukturen, Fähigkeiten und Rahmenbedingungen MAP zum Erfolg brauchen. Es wurde deutlich, dass die Partizipation der Rechteinhaber*innen in einer MAP, die Selbstverpflichtung sowie eine nachhaltige Finanzierung hochrelevant sind.

Zum Abschluss der Konferenz reflektierte Herr Jochen Steinhilber, Abteilungsleiter im BMZ, die zuvor angesprochenen Aspekte und ging darauf ein, wie das BMZ auch in Zukunft den MAP-Ansatz weiter unterstützen wird. Seine „Halbzeitansprache“, wie er es formulierte, fasste so die aktuellen Herausforderungen bei der Umsetzung der SDGs zusammen und gab zugleich Hoffnung und Vertrauen in die Kraft von Partnerschaften für die Zukunft.

Impressionen von der Abschlussdiskussion

Die Netzwerk-Konferenz wurde durch die unterschiedlichen und zumeist interaktiven Formate maßgeblich bereichert. Dafür profitierte die Veranstaltung von der Gesamtmoderation von Dr. Minu Hemmati sowie der Moderation der Kleingruppen durch Julika Schmitz, Dr. Marcus Andreas, Susanne Salz und Dr. Minu Hemmati.

Hier geht es zu einem ausführlichen Bericht.

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