MAP in der Praxis

Interview mit Nicole Bendsen, Koordinatorin des PREVENT Waste Alliance Sekretariats.

Vor zwei Jahren nahm die PREVENT Waste Alliance, kurz: PREVENT, ihre Arbeit auf. Ziel der unter der Schirmherrschaft des Bundesentwicklungsministeriums gegründeten Multi-Akteurs-Partnerschaft ist es, Abfälle zu verringern, Rohstoffe wiederzuverwerten und Schadstoffe zu beseitigen.

PREVENT möchte erreichen, dass in Entwicklungs- und Schwellenländern eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft erreicht wird. Wie geht PREVENT dabei vor?

Mit der PREVENT Waste Alliance hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Kreislaufwirtschaft als Handlungsfeld der deutschen Entwicklungszusammenarbeit deutlich aufgewertet. Die PREVENT zeichnet sich durch das gemeinsame Engagement ihrer diversen Mitglieder aus und dient als internationale Kooperationsplattform mit vier Handlungsschwerpunkten. Sie will erstens den Austausch rund um das Thema Kreislaufwirtschaft fördern, zweitens unterschiedliche Perspektiven vernetzen und in internationalen, sektorübergreifenden Partnerschaften handeln, drittens als Inkubator dienen für innovative skalierbare Lösungsansätze und diese pilotieren sowie viertens einen Beitrag zu internationalen Richtlinien und Standards für Kreislaufwirtschaftsansätze leisten.

Dafür engagieren sich die PREVENT-Mitglieder in thematischen Arbeitsgruppen (AGs), die sich nachfrageorientiert gefunden haben und regelmäßig zusammenkommen, um Aktivitäten zu planen und umzusetzen. Themenschwerpunkte sind: Plastikabfälle, Elektro- und Elektronikaltgeräte, also: Elektroschrott, sowie die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die kommunale Abfall- und Kreislaufwirtschaft.

Außerdem gibt es Querschnittsthemen, die innerhalb der PREVENT behandelt werden. Dazu zählen zirkuläre Finanzierungsmechanismen, die Elektroschrott und auch Kunststoffverpackungen betreffen. Auch das Thema Bewusstseinsbildung und Verhaltensänderung in der Bevölkerung ist für unterschiedliche Materialströme relevant, sodass sich Mitglieder von Organisationen mit Expertise auf diesem Gebiet Handlungsempfehlungen für Mülltrennungs- und Müllvermeidungs-Kampagnen einholen können.

Die PREVENT nimmt mit ihrem umfangreichen Netzwerk die Rolle des „Matchmaker“ ein, damit Synergien zwischen Akteur*innen weltweit identifiziert und der Austausch sowie potenzielle Kooperationen vereinfacht werden. Sie nutzt ihre weiten Netzwerke auch, um erarbeitetes Wissen mit der internationalen Gemeinschaft zu teilen. So wurden bereits einige Publikationen zum Thema Kreislaufwirtschaft veröffentlicht.

2020 hat die PREVENT über eine Projektausschreibung konkrete Vorschläge eingeholt, die zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern beitragen können. Es wurden Vorschläge von acht Projektteams ausgewählt, die mit Finanzierung des BMZ gebildet wurden und die bis zum Sommer 2022 Gelegenheit haben, ihre Lösungsansätze in 15 Ländern zu erproben.

Welche Erfolge hat die PREVENT in den vergangenen zwei Jahren erzielen können?

Wie bereits erwähnt hat die PREVENT eine Reihe an Wissensprodukten veröffentlicht. Im Mai 2020 erschien die Publikation „Vermeidung von Kunststoffabfällen in Produktion und Konsum durch Multi-Akteurs-Partnerschaften“, die Handlungsempfehlungen entlang der Wertschöpfungskette vorstellt. Diese basieren auf guten Praktiken der PREVENT-Mitglieder und sollen dazu dienen, Mehrweglösungen in Partnerländern zu fördern. Im September 2020 hat PREVENT außerdem eine Toolbox zum Thema Erweiterte Produzentenverantwortung veröffentlicht. Obwohl sie erst vor wenigen Monaten veröffentlicht wurde, sind die Materialien stark nachgefragt und werden bereits heute weltweit angewandt.

Um auch in Corona-Zeiten ihre Netzwerkfunktion aufrecht zu erhalten, organisiert die PREVENT seit Mai 2020 wöchentlich virtuelle „Matchmaking Sessions“, in denen Mitglieder und auch externe Akteur*innen sich und ihre Arbeit vorstellen und mit anderen Organisationen in Austausch treten können. Über dieses Format haben sich bereits unterschiedliche Projektteams formiert, Synergien wurden entdeckt, Wissen und Empfehlungen ausgetauscht sowie Mentoring-Programme angestoßen. Das Format wird von den Mitgliedern sehr ausführlich genutzt und geschätzt.

Neben den acht Pilotprojekten, die seit Beginn 2021 umgesetzt werden, hat die Arbeitsgruppe zu Elektroschrott ein Modellprojekt zur Unterstützung von Elektroschrott-Recyclern initiiert, das bis Mitte dieses Jahres umgesetzt wird. Ziel des Projekts ist es, den Umgang mit problematischen Fraktionen, also den gefährlichen Bestandteilen von entsorgten Elektrogeräten, auf dem Balkan, in Lateinamerika und Ost-/Westafrika zu verbessern. Die Pilotprojekte sind wichtig, um innovative Ansätze zu testen und daraus langfristig skalierbare Lösungen zu entwickeln.

Bei PREVENT arbeiten mehr als 200 Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und öffentlichen Institutionen zusammen. Wie hat sich diese Partnerschaft entwickelt, und welche Vorteile sehen Sie in der Verfasstheit von PREVENT als Multi-Akteurs-Partnerschaft?

Die PREVENT ist aus dem Zusammenschluss mehrerer Dialog-Foren hervorgegangen, deren Akteur*innen aus unterschiedlichen Sektoren und Handlungsbereichen der Kreislaufwirtschaft sich auf eine gemeinsame Vision und gemeinsame Ziele verständigt haben. Im Mai 2019 wurde die PREVENT offiziell mit 34 – vor allem in Deutschland angesiedelten – Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. Seitdem wächst die PREVENT stetig und wird immer internationaler.

Der Multi-Akteurs-Charakter und ihre Internationalität sind das zentrale Element der PREVENT. Durch die sektorübergreifende Zusammenarbeit über Grenzen hinweg wird die Vielfalt an Perspektiven berücksichtigt, und die internationale Verbreitung von Ergebnissen und Lösungsansätzen wird sichergestellt.

Nicole Bendsen, Koordinatorin des PREVENT Sekretariats

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