Inside Partnerschaften2030

Erkenntnisse über das Entstehen von Partnerschaften während der COVID-19-Pandemie

In ihrem Beitrag gehen Darian Stibbe von The Partnering Initiative (TPI) und Susanne Salz von Partnerschaften2030 der Frage nach, wie Erfahrungen von Multi-Akteurs-Partnerschaften (MAP), die während der Covid-19-Pandemie schnell entstanden sind, für andere und zukünftige MAP genutzt werden können. Schließlich ist es dringend globale Bedrohungen wie den Klimawandel ebenso schnell in partnerschaftlicher Zusammenarbeit anzugehen.

Mit dem Beginn der COVID-19-Pandemie haben sich die sozialen Ungleichheiten in vielen Gesellschaften und zwischen den Ländern des Nordens und des Südens verstärkt. Millionen von Menschen haben ihr Leben verloren, andere ihre Lebensgrundlage, ihren Zugang zu Bildung oder zu Gesundheitsversorgung. Das Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals oder SDGs) bis 2030 erscheint vor diesem Hintergrund fast schon utopisch.

Auch wenn die entwickelten Impfstoffe die Pandemie wirksam bekämpfen, werden die enormen volkswirtschaftlichen Auswirkungen das Wohlergehen der Menschen wohl noch auf Jahre hinaus beeinträchtigen. Eine noch größere globale Bedrohung, die die Auswirkungen von COVID-19 in den Schatten zu stellen droht, ist die Klimakrise. Die schnelle Entwicklung und Verbreitung von Impfstoffen ist beeindruckend, aber im Vergleich zu den erforderlichen Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel geradezu trivial.

Das bedeutet nicht, dass die Lage hoffnungslos ist. Tatsächlich hat die Pandemie eine Reihe von Phänomenen ausgelöst, die in mindestens dreierlei Hinsicht Anlass zum Optimismus geben:

  • Erstens: Angesichts einer schweren und dringenden Bedrohung haben sich alle gesellschaftlichen Akteur*innen – Unternehmen, Regierungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und andere – zusammengetan, um gemeinsam gegen die Bedrohung vorzugehen.
  • Zweitens: Die Zusammenarbeit passiert auf allen Ebenen. In den Gemeinden arbeiteten Restaurants mit zivilgesellschaftlichen Gruppen, um Lebensmittel an bedürftige Menschen zu liefern. Auf globaler Ebene führte die Zusammenarbeit von staatlichen und privaten Akteur*innen zur schnellen Entwicklung von Impfstoffen, die unter anderem durch die internationale Partnerschaft Covax auch an die Länder des Südens verteilt werden.
  • Drittens: Wenn die Anreize stark genug sind, wie im Fall von COVID-19, ist es möglich, die eigene Lebensweise im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht zu verändern.

Wenn nur ein Bruchteil der gemeinschaftlichen Bemühungen kontinuierlich und nachhaltig genutzt würde, könnten wir jene Veränderungen bewirken, die zur Abwendung der Klimakrise nötig sind.

In diesem Zusammenhang wird oft das Sprichwort zitiert: „Wenn du schnell gehen willst, geh allein und wenn du weit gehen willst, geh gemeinsam mit Anderen“. Während der Klimakrise gibt es diese Wahl nicht: wir müssen schnell und gemeinsam voranschreiten.

In letzter Zeit ist der Slogan „Building Back Better“ in einigen Kreisen populär geworden. Winston Churchill hat eine ähnliche Idee folgendermaßen formuliert: „never let a good crisis go to waste“ (übersetzt etwa: „Verschwenden Sie niemals die Möglichkeiten einer guten Krise“). Building Back Better zielt darauf ab, die Vergangenheit zu hinterfragen und fehlerhafte Realitäten schrittweise zu verbessern. Ein noch lohnenderes Vorgehen wäre der „Building Forwards“-Ansatz, der sich darauf bezieht, wie wir in Zukunft leben möchten, um auf dieser Grundlage die Gegenwart entsprechend zu gestalten.

Es wurde oft genug betont, dass „Business as usual“ keine gute Option mehr darstellt. Proteste und Bewegungen wie „Black Lives Matter“ und „Fridays for Future“ fordern bereits radikale Veränderungen. Um eine solche Vision zu erreichen, ist es wichtig, dass die gewünschte Zukunft statt der verbesserungswürdigen Vergangenheit zu unserem Leitprinzip wird.
Wie in SDG 17, Partnerschaften zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung, gefordert wird, müssen sich alle Akteur*innen weltweit an dieser nötigen Transformation beteiligen. Nur so ist es möglich, jene Zukunft zu erreichen, in der wir alle leben möchten.

Sektorübergreifende Partnerschaften sind mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Es ist anspruchsvoll, eine Vision zu entwerfen, auf die sich unterschiedliche Stakeholder gemeinsam verständigen können. Partnerschaften müssen die Spannungen aushalten, die sich aus den unterschiedlichen Interessen ergeben. Sie müssen mit unterschiedlichen Werten und Kulturen sowie unterschiedlicher finanzieller Beteiligung der Partner umgehen. Partnerschaften brauchen Engagement, Führung und Vertrauen zwischen den Partnern. Verglichen mit der Dringlichkeit der Klimakrise und einer globalen nachhaltigen Entwicklung dauert es derzeit zu lange, Partnerschaften zu entwickeln und Wirkungen zu erzielen.

Es ist daher wichtig, dass wir lernen, Partnerschaften schneller zu initiieren, zu implementieren und weiterzuentwickeln, um effizienter Ergebnisse zu erzielen. TPI und Partnerschaften2030 unterstützen in diesem Sinne neue und bestehende Partnerschaften um in partnerschaftlicher Zusammenarbeit zur globaler Transformation beizutragen.

Darian Stibbe / Susanne Salz

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